1250 Jahre Sindlhausen

Glockenweihe & Jubiläumsfeier

Die kleine Ortschaft Sindlhausen wird heuer 1250 Jahre alt. Urkundlich erwähnt wurde die Kirche von Sindlhausen erstmalig am 20. November 772, sie wurde vom Kleriker Sindolo und dessen Eltern damals errichtet. 
Nach vielen Hunderten von Jahren bekam die ältere der beiden Glocken (ca. 13. Jahrhundert) einen Riss. Da dieser irreparabel war, wurde in Sindlhausen, Bach, Voglried und Guperding für eine neue Glocke gesammelt. Das Jubiläum und die neue Glocke werden am Sonntag den 24. Juli mit einem feierlichen Gottesdienst um 10 Uhr gefeiert. Zum Festausklang lädt die Dorfgemeinschaft am Montag den 25. Juli um 18:30 Uhr zum Kesselfleischessen ein.

Die neue Glocke

Beide Glocken sollten am Ende des zweiten Weltkrieges eingeschmolzen werden. Angeblich wurden die Glocken vom Turmfenster heruntergeworfen, da diese ja eingeschmolzen werden sollten. Dadurch wurde bei der älteren kleinen Sterbeglocke die Krone (Aufhängung/Halterung) abgerissen. Die Glocken wurden zwar abtransportiert, jedoch glücklicherweise nicht eingeschmolzen. Sie kamen nach dem Krieg wieder zurück. Die beschädigte Glocke wurde von einem hiesigen Schmied mit Eisen ausgebessert. Was aber schlecht war, da durch Korrosion etc. der Klang der Glocke sehr schlecht wurde.

Im Jahre 2019 beschlossen wir, die Dorfgemeinschaft, die Glocke zu Restaurieren, damit Sindlhausen pünktlich zur 1250 Jahrfeier eine gut klingende Glocke wieder hat. Leider stellt sich durch ein Gutachten heraus, dass die Glocke irreparabel ist. So wurde eine neue Glocke in Auftrag gegeben, welche von der Glockengießerei Perner 2021 gegossen wurde.

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Weitere Bilder zur Glockenübergabe findet ihr hier.

Vom Kind sein in Sindlhausen

„Ich komm vom Dorf, ich grüße alles“, „Komm heim, wenns dunkel wird“, „Eine Kindheit aus Fantasie, blauen Flecken und Lager bauen“, „Spielen, komplett ohne Spielplatz“, „Dorfkinder wissen, dass Kühe nicht lila sind, dass man nie an einen Elektrozaun pinkelt, wie Kirschen vom Kirschbaum schmecken, dass gelber Schnee kein Zitroneneis ist und wie wichtig echte Freunde sind!“

 

Das Alles sind Sprüche aus dem Internet, die das Leben als Dorfkind beschreiben sollen. Genauso, aber doch ganz besonders ist es auch hier in Sindlhausen. Cowboy und Indianer spielen, Radl, Skateboard und Inliner fahren, Baden im Bach, Schlitten an den Bulldog hängen und damit ziehen lassen, Baumhäuser und Lager bauen im Wald und viele Streiche, die man eigentlich gar nicht erzählen darf… wahrscheinlich jedes Dorfkind hat das erlebt und wahrscheinlich jedes denkt, dass ihr Dorf etwas ganz Besonderes ist, aber Sindlhausen ist es wirklich! Obwohl unser Dorf so klein ist, sind wir viele gleichaltrige Kinder, wir waren nie allein und vor Allem wurde es nie langweilig. Viel Spielzeug haben wir nie gebraucht, Meistens hat ein Taschenmesser mit möglichst vielen Funktionen und ein Radl ausgereicht.

Noch besonderer haben unsere Kindheit aber die ortstypischen Bräuche gemacht, für uns Kinder waren das Höhepunkte im Jahreslauf. Gleich zu Beginn eines neuen Jahres gingen wir „Neujahrwünschen“ (umgangssprachlich auch „Guatlbettln“ genannt 😊) im ganzen Dorf. Dazu trafen wir uns am Neujahrstag immer mittags am Kirchagrund und gingen, beginnend beim Weber bis nach oben zum Markei, von Haus zu Haus und sagten unser Sprüchlein auf:

 

„Ein kleines Büblein bin ich,

drum wünsch ich kurz und innig,

ein glückliches neues Jahr,

Gesundheit, Freud und Frieden,

sei euch von Gott beschieden,

für heut und immerdar.“

 

So begann für alle Dorfbewohner das Jahr mit guten Wünschen und für uns Kinder mit einem Korb voller Süßigkeiten, die wir für unser Gedicht als Belohnung bekamen und am Ende der Tour aufteilten. Irgendwann gegen Ende meiner Guatlbettlkarriere hatten unsere Eltern die Idee, dem Brauch eine noch sinnvollere Aufgabe zu geben: Wir sammelten nicht mehr nur Guatl, sondern nun auch Geldbeträge, die sich zu für uns Kindern riesigen Batzen Geld aufsummierten und die wir dem First Responder spendeten, worauf wir mächtig stolz waren. Der nächste dieser Bräuche, das „Oarbettln“ fand am Ostersonntag statt und lief genauso ab wie das Guatlbettln, nur unser Spruch war etwas kürzer:

„Bitte gar schee um a Osteroa!“

 

Natürlich wünschten wir den Bewohnern auch an jedem Haus „Scheene Ostern“. Dafür bekamen wir dann auch die erbetenen Ostereier, manchmal auch Süßigkeiten und etwas Geld für den First Responder, worüber wir uns sehr freuten und oft direkt nachmittags anfingen, beim „Oarscheim“ mit den Ostereiern zu spielen. Oft bekamen wir so viele Eier, dass wir eine ganze Woche lang „professionelle Oarscheibmeisterschaften“ durchführten und uns dazu im Haus eine richtige Bahn aus Decken und Teppichen aufbauten. 

Auf die Frage, seit wann diese Bräuche schon durchgeführt werden, bekam ich nur die Antwort: „Joaaaa, oiwei scho“. Das lassen wir so stehen und hoffen „bitte gar schee“, dass es diese Bräuche und eine ebenso schöne Kindheit in Sindlhausen für die Generationen nach uns auch noch weiterhin, oder eben „für heut und immerdar“ gibt!

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